
Schufi

Beat “Schufi”, Briefträger
Donnerstag, 26. März 2020
DEIN Motto für 2020
Nimms wies chunt, ändere chömers eh nöd
Wie Wohnst du? Hat sich etwas verändert?
Ich wohne zusammen mit meiner Frau in einer 3,5 Zimmerwohnung in Wülflingen. Für mich ist es angenehmer geworden. Da meine Frau Home-Office macht, ist häufig schon viel zuhause erledigt und ich kann mehr entspannen.
Hat sich deine Arbeitssituation verändert?
Ich bin Briefträger bei der Post. Da wir einen Grundversorgungsauftrag haben, geht die Arbeit für mich täglich weiter. Abgesehen von Anpassungen im Ablauf und der Organisation ändert sich nichts. Wir dürfen zum Beispiel nicht mehr in Häuser rein, arbeiten gestaffelt und sollten den Kundenkontakt vermeiden. Es ist jedoch erstaunlich, wie viele Menschen sich in dieser Zeit rücksichtslos gegenüber uns Arbeitern an der Front verhalten.
Wie fühlst du dich? In welcher Form betrifft dich die aktuelle Situation? Und wie gehst du damit um?
Ich fühle mich eigentlich gut. Ich achte etwas mehr auf die Gesundheit als normal. Mein Tagesablauf ist jedoch gleichgeblieben, weshalb es mir vermutlich einfacher fällt diese Zeit zu überstehen. Ich komme raus und bin nicht zuhause gefangen.
Was hat sich verändert? Was ist gleichgeblieben?
Ich denke man lebt momentan überlegter und lernt wieder mit weniger glücklich zu sein. Gleichgeblieben sind immer noch die Rücksichtslosigkeit und der Egoismus von einigen.
Was siehst du positiv oder was negativ?
Ich beginne mit den positiven Aspekten. Wir leben bewusster und lernen unser «Luxusleben», das wir in der Schweiz führen, mehr zu schätzen. Zudem habe ich mehr Zeit mit meiner Frau und weniger Stress mit Verpflichtungen rund herum. Zudem sehen wir im Moment auch, dass das Klima noch zu retten ist mit richtigen Massnahmen. Wenn man nur will. Zudem bringt es den Modernen Fussball mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Negative Aspekte gibt es natürlich viel mehr. Viele kleine Unternehmen sind in Gefahr. Cafés und Shops, die Winti ausmachen. Kulturelle Anlässe, die ausfallen und den Künstlern die Einkunft fehlt. Die sozialen Kontakte fehlen und einige vereinsamen. Zudem kommt das «beste» im Menschen zum Vorschein und einige verhalten sich wie Tiere.
Wird die aktuelle Situation bei dir und/oder bei anderen etwas verändern?
Ich denke schon. Ich werde die sozialen Kontakte wieder viel mehr schätzen und geniessen und allgemein bewusster und dankbarer leben. Ich hoffe, dass ich nicht der einzige bleiben werde.
Wie stellst du dir den 10.10.2020 vor?
Ehrlich gesagt stell ich mir den noch nicht vor. Im Moment schaue ich vor zu. Hoffen würde ich natürlich schon, dass alles wieder gelockerter läuft bis dann.
Deine aktuell liebste Beschäftigung:
Arbeiten…
Dein aktuell liebster Soundtrack:
Schwierig. Ich bin ein Musikjunkie. Ich versuche viele Schweizer Musiker zu unterstützen. Ginger and the Alchemists, Marius Bear, Benjamin Amaru und Phumaso und Smack stehen da ganz oben auf der Liste. Aber auch internationale Musiker sind auf der Playlist. The Snuts aus Schottland sowie Bears Den, The Slow Show und Bishop Briggs aus England stehen auch hoch im Kurs.
Was wirst du als Allererstes tun, wenn die vom Bund verordneten Massnahmen aufgehoben werden?
Rausgehen. An ein Fussballmatch mit Freunden und danach in ein Pub oder eine Bar.
Kann man dich unterstützen oder kennst du jemanden in Winterthur, der sich über Unterstützung freuen würde?
Mich kann man nicht unterstützen. Aber uns Postboten. Kommt uns nicht zu nahe und haltet den Abstand ein.
Aber helfen kann man all den Geschäften, die jetzt ums Überleben kämpfen. Nutzt die Lieferangebote oder selbst Abholungen. Für Blumen kann ich den Grünraum empfehlen. Für Getränke aller Art gehe/bestelle ich bei Hako und Drinks bestelle ich bei den Draftbrothers - sie haben Quarantänedrinks fixfertig gemischt im Angebot. Essen kaufe ich in der Markthalle Trivisano, sie haben feine Italienische Spezialitäten, Lachs von Frisk Fisk oder leckere Pies zum Aufwärmen. Zudem bieten sie wie das Café Hi & Da einen Heimliefer-Service an.
Die Seite Local Hero bietet Firmen eine Plattform um sich in dieser Zeit zu vermarkten. Da schaue ich gerne vorbei.
Dein Winterthur Geheim-Tipp?
Ich liebe Winti mit all seinem Charme. Zurzeit vermisse ich einfach das Kulinarische Angebot. Einfach mal durch die Altstadt flanieren und schauen wo es einen hintreibt. Irgendwo reinsitzen und sich überraschen lassen. So bei mir geschehen im Grand Café du Musée im Gewerbemuseum. Die Nepalesen in der Küche zaubern super Essen. Am Wochenende gibt es feines Zmorgen. Zudem vermisse ich den Chai vom Cincin.
Das wolltest du zum Schluss gerne noch sagen:
Den Berufen, die das System am Leben erhalten, die richtige Anerkennung geben. Nicht nur in der jetzigen Situation mit etwas Applaus, sondern nachhaltig nach der Krise. Nicht alles weg sparen und unterbezahlen. Denn genau diesen Menschen/Berufsgruppen, bei denen dies gemacht wurde, retten jetzt unsere Ärsche! Alle Pfleger, Detailhändler, Logistiker, LKW Fahrer, Polizisten. Alle, die jetzt noch da sind für uns alle. Diese haben es verdient gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen zu haben.